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Abb. 01: Firmengründer Eduard Rademacher im Alter von 32 Jahren (Foto Archiv H.J. Rademacher)

Von der Landmaschinenreparatur zum Heizungsbau

Entstehungsgeschichte des Calauer Handwerksbetriebes Rademacher

Als Karl Robert Reinhold Eduard Rademacher, geboren 1874 in Radensdorf bei Lübben, am frühen Morgen des 19.April 1920 auf dem Calauer Bahnhof eintraf, hatten er und seine Reisebegleiter, seine Ehefrau Selma und seine drei Söhne Fritz, Erich und Hans, eine weite und anstrengende Reise hinter sich. Endlich war man in der Heimat angelangt und alles würde gut werden. Seine Beschäftigung bei der Maschinenfabrik Peters in Culm /Westpreußen (heute Chelmno/ Polen) war seit Kriegsbeginn 1914 keine Freude mehr. Er arbeitete dort seit dem 1. April 1912 als Meister in der Schlosserei. Die Belegschaft der Fabrik bestand mehrheitlich aus polnischen Arbeitern. Während der Kriegsjahre wurden immer mehr Polen zum Wehrdienst abgezogen, die Ernährungslage wurde zusehends schlechter und der Arbeitswille der verbliebenen Arbeiter ließ viel zu wünschen übrig. Auch mussten Arbeiten, die früher Männer erledigten, zunehmend von Lehrlingen oder Frauen ausgeführt werden. So nahm der Arbeitsdruck in der von Eduard geführten Schlosserei immer mehr zu und im Allgemeinen auch der Widerstand der polnischen Bevölkerung. Obwohl Eduard und seine Familie ein eigenes kleines Siedlungsgrundstück bewohnten und mit viel Liebe auch einen Garten bewirtschafteten, wurde der Wunsch nach einer Rückwanderung in die Heimat groß.

Eduard fuhr deshalb im Herbst 1919 nach Calau, um sich mit seinem Bruder Karl und mit seinem Schwager Adolf Zerna über eine beabsichtigte Umsiedlung zu beraten. Sein Schwager Adolf führte in Vetschau einen Landmaschinenhandel und machte Eduard Mut zur Eröffnung einer eigenen Reparaturwerkstatt für Landmaschinen.

Bruder Karl wollte in Calau ein Grundstück besorgen und Schwager Adolf Werkzeug beschaffen. Da die Ergebnisse der Gespräche mit Bruder und Schwager Hoffnung machten, beschloss Eduard seine Umsiedlung vorzubereiten. Ende 1919 wurde ein Bahnwaggon bestellt und beladen, denn alle entbehrlichen Dinge vom Hausstand und Garten sowie Maschinen sollten schon vorab in die Heimat gesandt werden.

Mit der Unabhängigkeit der Polen im Ergebnis des Versailler Vertrages ab Januar 1920 erfolgte eine dreimonatige Postsperre. So war Eduard bis April nicht in der Lage, den Stand der Vorbereitungen in Calau zu erfragen.

Am 8. Januar 1920 zogen die ersten polnischen Truppen in Kulm ein. Der Einmarsch erstreckte sich über drei Tage. Nachdem eine Truppenstärke von ca. 10.000 Mann erreicht war, erfolgte die Aufstellung und der Weitermarsch zur Besetzung des ganzen ehemaligen Westpreußen.

In der Fabrik musste weitergearbeitet werden, obwohl es zu massiven Bedrohungen der verbliebenen Deutschen durch die polnische Belegschaft kam. Die Arbeitsbedingungen wurden unerträglich, so dass Eduard Ende März seine Arbeit in der Fabrik aufgeben musste.

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Abb. 02: Wohnhaus in Kulm 1914, von links: Hugo, Erich, Fritz, Selma, Hans, Eduard (Foto Archiv H.J. Rademacher)

Zum 1. April wollten Eduard und Familie Culm verlassen, aber erst am 15. April wurde die Auswanderungsgenehmigung erteilt. Nun musste alles schnell gehen. Der Auswanderungszug wurde in Bromberg (heute:Bydgoszcz)eingesetzt. Doch der Zug ab Kulm fuhr nur bis Unislaw. So fuhr die Familie dank eines deutschen Bauern in dessen Pferde- Fuhrwerk noch in der Nacht von Unislaw zum Bahnhof Bromberg. Dort wurde das Gepäck kontrolliert und ein Teil weggenommen. Die Reise ging im verschlossenen Zug zunächst nach Schneidemühl und dann über Frankfurt/Oder nach Berlin. Dort musste sich Eduard den Fragen eines Flüchtlingskomitees stellen. Wer von den Auswanderern eine Adresse angeben konnte, wo Verwandte lebten, konnte dorthin weiterreisen. Alle Übrigen kamen in ein Sammellager.

Die weitere Reise ging bis Lübbenau. Dort erfuhren die Reisenden, dass der Zug nach Calau erst am nächsten Morgen fährt. So übernachtete die Familie in einem Hotel in der Nähe des Bahnhofes und erreichte am 19.4. 1920 Calau mit freudigem Herzen. Die Ankömmlinge samt ihres Gepäcks wurden mit dem Pferdefuhrwerk des Bauern Handt zu Bruder Karl in die Kirchstrasse gebracht, der hier eine Schneiderwerkstatt betrieb.

Doch es wurde ein traurigen Empfang. Die Vorbereitungen waren nur unzureichend erledigt worden. Karl schaffte es nicht, ein Grundstück zu erwerben und überließ dies Adolf. Eine Wohnung war nicht vorhanden, so mussten sich Eduard, Selma und ihre beiden Söhne Erich und Hans mit einem kleinen Zimmer begnügen, welches Karl zur Verfügung stellte. Der älteste Sohn Fritz schlief auf dem Scheunenboden von Bäcker Lehmann in der Kirchstraße. Eduard und seine Familie mussten auf ihre Klagen über ihre missliche Lage die Vorwürfe der Schwägerin aushalten, die lauteten: „Was wollt ihr denn hier, warum seid ihr nicht in Polen geblieben?“

Das Grundstück in der Bahnhofstrasse war durch Adolf erworben, aber eine Bebauung zur Möglichkeit einer Unterbringung bzw. der Einrichtung einer Werkstatt war überhaupt nicht gegeben. Eduard war nun gezwungen, in der Scheune des Bäckers Lehmann notdürftig eine Werkstatt einzurichten. Einen Teil der Maschinen hatte Eduard aus Culm beschafft. Weitere Werkzeuge und Maschinen wurden durch Adolf leihweise an Eduard überlassen.

Das Geschäft konnte trotzdem zum 1. Mai 1920 in der Kirchstraße 24 eröffnet werden. In dieser Werkstatt reparierte Eduard mit seinem Sohn Fritz und einem Gesellen Landmaschinen, vorwiegend für die umliegenden Gutsbesitzer. Erster Kunde wurde der Gutsbesitzer Kehrhahn aus Kemmen.

Nach Feierabend ging es mit der ganzen Familie nun täglich zum Grundstück in der Bahnhofstrasse (heute Tiefbau Rentsch & Balke GmbH), um zuerst einen Überweg zum Grundstück herzustellen. Der dort verlaufende breite Straßengraben wurde zugeschüttet. Der dafür benötigte Sand wurde dem Keller des geplanten vorläufigen Barackenbaues entnommen. Strom und Wasserversorgung gab es nicht. Licht wurde durch Petroleum Lampen erzeugt. Es wurde auch ein Brunnen gegraben, der bis zur Wende 1989 noch mit einer Handpumpe betrieben werden konnte und Wasser gab.

Abb. 05: Anzeige Geschäftseröffnung (Repro H.J. Rademacher)

Die Baufirma Noack baute den Rademachers im Sommer 1920 eine Schlosserwerkstatt mit anliegender Notwohnung –alles mit Pappbedachung. Die Unterkunft zum Wohnen und Schlafen für die fünfköpfige Familie bestand aus einer Küche und einem Wohnraum. Die Werkstatt lag direkt neben dem Wohnraum. Im Herbst 1920 zog dir Familie hierher um.

Mit seinem Schwager Adolf schloss Eduard einen Pachtvertrag zur Nutzung von Grundstück und Maschinen/Werkzeuge. Eduard erhielt das Vorkaufsrecht über das Grundstück. Adolf Zerna ließ hinter der Werkstatt einen großen Lagerschuppen errichten, der ihm ab 1921 als Unterstellhalle für seinen Landmaschinenhandel diente.

In der Werkstatt hielten Eduard, sein Sohn Fritz, ein Geselle und Lehrlinge den Reparaturbetrieb am Laufen. Es wurde dort alles per Hand gemacht. Die Bohrmaschine bedient oftmals Eduards Ehefrau Selma per Fuß. Da dies auf Dauer nicht zumutbar war, beschloss die Familie, den in Gotha bei seiner Tante weilenden Sohn Hugo nach Calau kommen zu lassen. Hugo hatte eine Dreherlehre in Kulm gemacht. Er fertigte ein Vorgelege für die Drehbank und die Bohrmaschine an und wurde zu einer kräftigen Hilfe in der Werkstatt.

Schwer war der Anfang in die Selbständigkeit, doch nachdem die Werkstatt einigermaßen gut ausgestattet war und auch Aufträge vorlagen, gab es einen schweren Rückschlag. Schwager Adolf kündigte den Pachtvertrag. Mit dem rasanten Geldverfall durch die Inflation und die allgemeine Rezession geriet Eduard ab 1923 in Rückstand mit der Pacht. Die Auflösung des Pachtvertrages erfolgte zum 1.Juli 1924 und die Familie Rademacher musste ausziehen. Schwager Adolf nutzte nun die Werkstatt selbst für seinen Reparaturbetrieb.

Jetzt war guter Rat teuer. Dazu kam, dass Sohn Hugo durch Unvorsichtigkeit beim Umgang mit dem Autogen Schweißgerät einen Unfall erlitt und der linke Arm gelähmt blieb.

Eduard erwarb ein Grundstück an der Ringstraße/Färberstraße. Dort gab es ein Achtfamilienhaus in der Ringstraße und eine Scheune in der Gartenstraße. Das Achtfamilienhaus musste mit übernommen werden, ansonsten hätte es keinen Kaufvertrag gegeben. Die Scheune wurde als Werkstatt umgebaut und eine Notwohnung dazugesetzt, die bis 2011 als Wohnung für die Familie Rademacher diente. Das Achtfamilienhaus wurde 1981 abgerissen. Dieser Kauf führte zu schweren finanziellen Belastungen der Familie und des kleinen Betriebes. Ab Juli 1924 wurde nun in der Färberstraße 29 (heute Nr. 7) die Werkstatt betrieben und Wohnung bezogen.

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Abb. 08: von rechts: Eduard Rademacher, Fritz Rademacher (Foto Archiv H.J. Rademacher)

Mit seinen Söhnen Fritz und Hugo arbeiteten weitere 4 bis 5 Gesellen und Lehrlinge für Eduard. Eine Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen erteilte Landrat Freter bereits 1921.

Ab dem 1.April 1925 begann Sohn Erich die Schlosserlehre im väterlichen Betrieb.

Eduard konnte sich durch fachgerechte und schnelle Ausführung von Reparaturen an den Landmaschinen und anderweitigen Schlosserarbeiten in Calau und Umgebung einen guten Ruf erwerben.

Im Juli 1928 schloss Erich seine Gesellenprüfung erfolgreich ab.

Ab dieser Zeit erledigte die Firma zunehmend Reparaturen am Wasserleitungsnetz der Stadt Calau. Dies führte schließlich zu der Ernennung von Eduard als Wassermeister der Stadt Calau im Jahre 1928. Mit der Stadt Calau wurde ein Vertrag geschlossen, der die Beaufsichtigung, Instandhaltung und Reparatur des gesamten städtischen Wasserleitungsnetzes umfasste. Dazu war die Firma auch für die Wartung der Wasseruhren zuständig.

In den Jahren ab 1930 und folgend verlegte die Firma Rademacher ca. 15 km Wasserleitungen in Calau. Insbesondere für die Erschließung der Siedlungsneubauten in der Anwandter-Straße und Otto-Schmidt Straße.

Erich heiratete im Jahr 1935 Käte, die Tochter von Anna und Wilhelm Colberg und blieb mit Stiefbruder Hugo Herrman im elterlichen Betrieb. Der Sohn Fritz aus erster Ehe von Eduard, der bis dahin ebenfalls im elterlichen Betrieb mitarbeitete, zog nach seiner Heirat 1935 nach Finsterwalde. Die Kriegsjahre 1939 bis 1945 waren für Eduard und Selma nur schwer zu ertragen. Ihr Sohn Hans kam an die Ostfront und erlag 1942 in Russland einer tödlichen Verletzung. Erich, der inzwischen mit Käte drei Kinder hatte, wurde 1940 ebenfalls einberufen und stand ab diesem Zeitpunkt bis Kriegsende nicht mehr für den Betrieb zur Verfügung. Er wurde zum Heereswerkmeister ausgebildet. 1944 bestand er die Meisterprüfung im Maschinenbauerhandwerk. Ehefrau Selma konnte den Tod ihres jüngsten Sohnes nicht überwinden. Sie verstarb im April 1944. Erich befand sich bei Kriegsende in Karlsbad und machte sich mit dem Fahrrad bzw. zu Fuß auf den Heimweg. Am 15.Mai traf er gesund in Calau ein. Die Schulden für das Grundstück Ringstraße/Färberstraße konnten erst Anfang 1945 beglichen werden, wobei Erich mit seinem Wehrsold kräftig mithalf.

Abb. 11: Handwerkertag 1935 (Foto Archiv H.J. Rademacher)

Abb. 12: Vor der Werkstatt 1943, von links: Käte, Ingrid, Selma, Hugo Herrmann, Eduard, Heinz (Foto Archiv H.J. Rademacher)

Die Sowjetarmee, die am 19.April 1945 aus Altdöbern kommend auf Berlin vorrückte, vermutete aufgrund errichteter Panzersperren und Gegenwehr noch größere Verbände der deutschen Wehrmacht in der Stadt Calau. So nahm sie Stellungen und Stadt unter heftigen Beschuss. Diese sinnlose Verteidigung einiger weniger Wehrmachtangehöriger und des Volkssturmes kostete den Calauer Bürgern viel Leid. Durch Granatenbeschuss und Feuersbrunst wurde der Großteil der Calauer Innenstadt zerstört und viele Tote waren zu beklagen.

In der Stadt herrschte Chaos. In vielen Gebäuden waren auch die Wasserleitungen zerstört. Das Wasser lief einfach weg. Eduard Rademacher, Hugo Herrmann und viele Helfer taten ihr Bestes zur Eindämmung und Absperrung des Wassers und reparierten mit den noch vorhandenen Restbeständen an Material und Werkzeug.

Die Werkstatt in der Färberstraße war zwar unbeschädigt, aber manches gute Werkzeug war von der Sowjetarmee konfisziert worden. Erich Rademacher wurde nach seiner Ankunft am 15.Mai sofort in diese Arbeiten eingebunden. Unterstützung erhielt die Firma auch durch die sowjetische Kriegskommandantur, wie nachfolgende Abbildung 13 verdeutlicht. Sie zeigt einen Erlass vom 25.5.1945, der Erich gestattet, für die Ausführung von dienstlichen Angelegenheiten (hier gemeint: Durchführung von Reparaturen) ein Fahrrad zu benutzen. Dies war notwendig geworden, da es mehrfach passierte, dass die sowjetischen Besatzungssoldaten die Fahrräder den Bürgern ohne Begründung einfach wegnahmen. Aus dem Bestandslager hinter dem Bahnhof Calau wurden mit Zustimmung der sowjetischen Kommandantur mit dem Handwagen mühevoll Reste der dort lagernden Rohre abgefahren. Zum Teil waren die Rohre durch die Kriegseinwirkungen auch verbrannt. Doch Rohre allein halfen nichts. Die notwendigen Rohrverbindungen (Fittings) wurden mangels näherer Quellen von Erich per Bahn aus Berlin geholt, wobei dessen Ehefrau Käte tatkräftig mithalf und mehrere Kilometer den schweren Handwagen durch Berlin bis zum Bahnhof zog. In Calau wurden die Fittings dann per Fahrrad mühevoll in die Werkstatt befördert. Der in Abbildung 14 dargestellte Ausweis gestattet Eduard Rademacher das Betreten der Calauer Grundstücke für das Ablesen der Wasseruhren.
Die zum Ende des Krieges in die Ziegelei Brößke ausgelagerten Maschinen, wie Ständerbohrmaschine, Hebelblechschere und das autogene Schweißgerät wurden zurückgeholt. Eduard musste sich zunehmend auf die Unterstützung seiner Söhne Hugo und Erich verlassen. Durch die politischen Veränderungen wurde auch das Handwerkerwesen neu organisiert. Eduard ließ sich 1946 neu in die Handwerkerrolle eintragen. Ab 1948 bildete er mit seinen Söhnen Hugo und Erich eine offene Handelsgesellschaft, die aber bereits 1950 wieder gelöscht wurde. Die Landmaschinenreparatur war rückläufig, da die neu ins Leben gerufenen Maschinen und Traktoren Stationen (MTS) zunehmend diese Arbeiten übernahmen. So konzentrierte sich die Arbeit der Firma zunehmend auf Wasser- und Abwasseranlagen sowie Sanitärinstallationen und allgemeine Reparaturen. Sohn Hugo, durch den gelähmten linken Arm stark eingeschränkt, wurde Mitbegründer der neuen städtischen CDU und 1946 stellvertretender Bürgermeister der Stadt Calau. Auch war er als Kreistagsabgeordneter tätig.
Zum 1.3.1950 übergab Eduard, inzwischen 75 Jahre alt, die Geschäftsführung in die Hände von Erich. Die Hauptlast der Arbeit ruhte nun auf diesen, der mit dem Gesellen Kurt Schmidt und 4 – 5 Lehrlingen die neu erbauten Wohnblöcke in der Altnauer Straße von 1954 – 1957 wasser- und abwasserseitig anschloss. Tagelang wurden mit Hilfe des LKW von Fritz Piesker Abwasserrohre aus dem Steinzeugwerk Crinitz geholt. Die Rohre wurden selbst ausgesucht und per Hand verladen. Daneben wurden für das Wasserwerk Calau Wasseruhren eingebaut und alle Reparaturen erledigt. Eine neue Gusswasserleitung nach Altnau und zum Turbine Sportplatz wurde verlegt. Die Rohre wurden mit Weißstrick und Bleiwolle verstemmt. Dies war körperliche Schwerstarbeit. Auch die Hauptwasserleitungen für die Springteichallee, Werchower Straße, Steinstraße (heute: Otto-Nuschke Straße), Mühlenstraße, Badergasse, Lübbenauer Straße, Cottbuser Straße, Am Bahnhof bis Wasserturm, Forststraße, durch Altnau bis Gahlener Weg ( letztere musste nochmals verlegt werden, da Totalschaden durch Zerfrieren auftrat)wurden in die Erde gebracht. Insgesamt wurden ca. 10 km Rohrleitungen verlegt. Die Tiefbauarbeiten wurden überwiegend von der Calauer Firma Richard Lossack erbracht.

Abb. 17: Belegschaft 1959 v.l. Heinz Rademacher, Lutz Boer, Klaus Treptow, Joachim Kliche, Kurt Schmidt (Foto Archiv H.J.Rademacher)

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Abb. 18: Auf dem Betriebshof v.l. Kurt Schmidt, Heinz Rademacher, Erich Rademacher, Harry Gutsche, Dieter Schoch, Joachim Kliche, Lutz Boer (Foto Archiv Heinz Rademacher)

Da neues Material in der frühen Nachkriegszeit nicht ausreichend vorhanden war, wurde alles aus Abriss gewonnenes Rohr und Alteisen für eine weitere Verwendung aufbewahrt. Dies stapelte sich auf dem Betriebshof in der Färberstraße. Es sah aus wie auf einem Schrottplatz. Ein Teil des Gartens an der Gartenstraße wurde zur Lagerung der Abwasserrohre und –Formstücke aus Steinzeug benutzt.

Neben den Wasser- ,Abwasser und Sanitärinstallationen als Hauptarbeiten wurden in der Werkstatt aber auch Kleinreparaturen durchgeführt, wie das Hartlöten defekter Töpfe, Schweißarbeiten aller Art, Feilen von Schlüsseln und das Reparieren von Badeöfen, Kinderwagen und vieles mehr.

Das Jahr 1956 wurde überschattet vom Tode des Geschäftsgründers Eduard Rademacher, welcher am 16.Mai mit 82 Jahren verstarb.

Im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes (NAW) dem sich auch die Handwerker in damaliger Zeit anschließen mussten, stellte Erich seine Werkstatt und Maschinen/Werkzeuge dem Fliegerclub Bronkow kostenlos zur Verfügung. Fluglehrer und Alleskönner Harry Gutsche nutzte diese Möglichkeit des Öfteren. Ich erinnere mich, dass insbesondere die Seilwinde für den motorischen Aufzug der Segelflugzeuge mehrfach auf dem Betriebshof stand und Harry daran reparierte.

Für die ordentliche Lagerung von Rohrleitungsmaterial und Sanitärkeramik wurde in der Färberstraße im Jahre 1954 ein neues Lagergebäude mit Garage errichtet. Auf dem Betriebshof wurde 1963 eine Doppelgarage gebaut. Mit der Übernahme der Wasserinstallations-und Sanitärarbeiten der in Calau entstehenden Neubauten in der Karl-Marx-Straße und der Otto-Nuschke Straße in den 60 ziger Jahren, konnte der Betrieb sich stabilisieren. Auch diese Arbeiten waren körperlich sehr anstrengend, da die Gussbadewannen bis in die oberen Stockwerke getragen werden mussten und alle Rohrverbindungen per Hand mit Säge, Gewindeschneidgerät (Kluppe) und Rohrzange erstellt wurden. Erst 1965 wurde eine neue elektrische Gewindeschneidemaschine angeschafft. Die Firma half auch bei der Sicherung der Wasserversorgung in den Dörfern rund um Calau. In den Orten, in denen noch keine zentrale Wasserversorgung bestand, wurden an vorhandene Brunnen Druckwasserbehälter mit elektrischer Pumpe angeschlossen und somit die Wasserbereitstellung für Mensch und Vieh sichergestellt (Hauswasserversorgung).

Abb. 19: v.l. Heinz Rademacher, Joachim Pohle, Gerhard Radonz, Joachim Kliche, Kurt Schmidt, Erich Rademacher (Mit neuer elektrischer Gewindeschneidemaschine 1965) (Foto Archiv Heinz Rademacher)

Abb. 20: Zum 50. Geschäftsjubiläum im Jahre 1970 gratulieren auch Bürgermeister Rönnau und Vertreter der Handwerkskammer (Foto Archiv H,J,Rademacher)

Mit der Übernahme der Wasserleitungsarbeiten an den Hauptleitungen durch das Wasserwerk Lübbenau verringerte sich der Anteil der schweren Arbeiten beträchtlich

Die ersten Transporte von Materialien und Werkzeugen erfolgten mit dem Fahrrad, erst 1956 wurde ein P 70 Kombi zugelegt, mit dem auch die Materialien aus Senftenberg herangeholt wurden, da dort die Einkaufs- und Liefergenossenschaft(ELG) Metall Calau/Senftenberg ihren Sitz hatte. Diese wandelte sich ab 1960 in eine PGH (Produktionsgenossenschaft des Handwerks) um und so entschlossen sich die im Nordkreis ansässigen Handwerker, eine eigene ELG Metall in Calau zu gründen. Auf der Gründungsversammlung in der Altnauer Gaststätte Miersch am 16.1.1960 wurde Erich Rademacher neben Bruno Perschel, Walter Zerna, Erich Wahn(Vetschau), Rudolf Schmidt(Lübbenau), Alexander Woithe (Neupetershain) in den Vorstand gewählt. Erich wurde 1. Vorsitzender und blieb dies bis 1970. Die Lagerräume stellten Adolf und Walter Zerna in der Bahnhofstraße zur Verfügung, gerade an dem Ort, wo die Firma Rademacher von 1920 – 1924 tätig war.

Die ELG Metall Calau unter ihrem Geschäftsführer Joachim Clemens und Mitarbeitern versorgte die Handwerksbetriebe des Nordkreises Calau ab diesem Zeitpunkt mit vielen benötigten Materialien.

1971 entschied sich Erich, die Geschäftsführung seines Betriebes an seinen Sohn Heinz (Jahrgang 1939) abzugeben. Dieser hatte eine Ausbildung zum Betriebsschlosser im Kraftwerk der Aluminiumhütte in Lauta (1953-1955) absolviert und arbeitete danach im väterlichen Betrieb. Hier bestand er auch erfolgreich die Gesellenprüfung als Installateur. Anschließend sammelte Heinz Erfahrungen im Heizungsbau bei der Firma Kopf in Cottbus. Er besuchte die Meisterschule und konnte im August 1965 erfolgreich seine Meisterprüfung im Installateur Handwerk ablegen. Nach der Übernahme der Firma durch Heinz Rademacher am 1.7.1971 erfolgte eine schrittweise Änderung des Firmenprofils. Neben der Installation von Wasseranschlüssen und Abwasser- und Sanitäranlagen wurden zunehmend Heizungsanlagen erstellt. So errichtete die Firma Rademacher bis Ende der achtziger Jahre Schwerkraftheizungen mit Kohlekesseln in vielen neuen Eigenheimen und Altbauten als Ablösung der Kohleöfen in Calau und Umgebung. Dies war schwere körperliche Arbeit, da überwiegend Gussheizkessel und -körper eingesetzt wurden und die großkalibrigen Heizungsrohre allesamt verschweißt werden mussten.

Abb. 21: Geschäftsübergabe an Sohn Heinz (Repro H.J.Rademacher)

Nach der Wende 1989 bestand eine verstärkte Nachfrage zur Umstellung der veralteten Heizungssysteme auf moderne Gas- und Ölkessel. Durch Schulungen und Weiterbildungen wurden die Mitarbeiter qualifiziert. Daneben wurden Sanitäranlagen nach neuestem Stand der Technik errichtet. Aber auch für Kleinreparaturen jeglicher Art blieb die Firma nach wie vor ein zuverlässiger Partner. Für die Wohnungsgenossenschaft „Stadt Calau“ (AWG) wurden seit 1990 bis zum heutigen Tage auf vertraglicher Basis alle anfallenden Reparaturen an deren Wohnungen durchgeführt.

Anfang der neunziger Jahre wurde die Werkstatt modernisiert und der Hof befestigt. Die Fassade von Wohnhaus und Werkstatt wurden erneuert. Moderne Kleintransporter, neue Maschinen und Werkzeuge wurden angeschafft und führten zu weiterer Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Sohn Jörg (Jahrgang 1968) lernte im elterlichen Betrieb und bestand die Gesellenprüfung zum Installateur erfolgreich. Seither ist er eine verlässliche Unterstützung in der Firma.

Firmenchef Heinz Rademacher arbeitete seit längerer Zeit darauf hin, eine geordnete Übergabe des Betriebes an seinen Nachfolger zu garantieren. So wirkte er darauf ein, dass sein Enkel Swen nach Abschluss der Schule eine Lehre als Heizungsinstallateur, in einem fremden Unternehmen aufnahm und anschließend die Meisterschule besuchte. Nach erfolgreichem Abschluss stellte sich Swen verantwortungsvoll der neuen Aufgabe zur Leitung der Firma zur Verfügung.

Zum 1.1.2011 übergab Heinz den Betrieb, inzwischen 71 Jahre alt, an den jungen Meister.

Dieser hat nun die ersten Jahre seiner Selbständigkeit gut gemeistert und konzentriert sich neben Neubau und Wartung von herkömmlichen Heizungssystemen und der Sanitärinstallation zunehmend auf die Problematik der erneuerbaren Energien und der effizienten Nutzung von Energiesystemen. Wünschen wir Ihm und seiner Belegschaft ein gutes Gelingen und allezeit zufriedene Kunden.

Dieser kam nun mit neuem Ehrgeiz und anderen Ideen in das Familienunternehmen und setzte diese auch nach und nach um. Mit der Unterstützung und der Erfahrung seines Opa‘s Heinz und Vater‘s Jörg, der bereits auch über 30 Jahre im Familienbetrieb beschäftigt ist.

Innerhalb von wenigen Jahren wuchs das Unternehmen von 2 auf mittlerweile 15 Angestellt (Stand 01.05.2020).

Es begann mit der neuen Ausrichtung im Aufgabengebiet der Heizungstechnik, seid dem wurden nicht nur Öl-,Gas- und Festbrennstoffkessel installiert. Sondern auch Erneuerbaren Energien wie Pellets- und Hackgutkessel, Wärmepumpenanlagen (Luft und Sole), sowie der neusten Technologie der Brennerstoffzellen wurde sich angenommen und erfolgreich umgesetzt. Dies ist auch der rechten Hand von Swen Rademacher zu verdanken, Herrn Marcel Teichert. Im Sanitärbereich entwickelte sich das Unternehmen stets weiter, mit der Einstellung von Herrn Matthias Harder im Juni 2017, der zuvor erfolgreich seine Meisterprüfung ablegte, ist das Team der Firma Rademacher auf die Sanierung und Neubau von Komplettbädern jeglicher Art bestens ausgerüstet und spezialisiert. Dies ist auch Herrn Gerd Tscherning (ehem. Techn.Mitarbeiter AWG) zu verdanken. Er hat an die Ideen und Konzepten von Swen geglaubt und den jungen Unternehmer so zu Mut verholfen. Nun traute sich der Unternehmer auch an größere Aufgaben heran. Von Wärmeerzeugungsanlagen bis zu einer Leistung von 500 KW und mehr gehören mittlerweile zum Leistungsumfang. Sanierungen von ganzen Bürokomplexen, Schulen, Seniorenheimen oder das moderne Einfamilienhaus sind solide Standbeine des Traditionsbetriebes aus Calau. Das nun mehr seit 100 Jahren in der Färberstraße 7 in Calau seinen Sitz hat und in den Bereichen Heizung, Sanitär, Klima, Fliesen und Elektroarbeiten tätig ist.